Berufe

Viele der fast eine Million deutscher Familiennamen sind vor über 700 Jahren entstanden. Als im 12. und 13. Jahrhundert die Nachnamen eingeführt wurden, übernahmen besonders viele Menschen die Bezeichnung ihres Berufs.

Unter den 50 häufigsten deutschen Familiennamen stellen die Berufsnamen die Mehrheit (30 Namen), schon die ersten 14 sind Berufsbezeichnungen. Vor allem die zur Zeit der Namenbildung im Mittelalter weit verbreiteten Berufe finden sich auf den ersten Plätzen.

Becker

Dazu gehören Müller, Schmidt (Schmied), Schneider, Fischer, Meyer (Oberbauer, Großbauer), Weber, Wagner (Wagenradbauer), Becker (Bäcker), Schäfer und Schulz (Ortsvorsteher, Bürgermeister, Vollstreckungsbeamter). Jedes Dorf hatte seinen eigenen Bäcker, Schneider usw., so dass jene nicht unbedingt mit den Menschen gleichen Namens im nächsten Dorf verwandt waren.

Der Beruf des Bauern war so weit verbreitet, dass er zur Unterscheidung verschiedener Personen im ländlichen Raum ungeeignet war. Er liegt daher nur auf Platz 12. Die Bauern trugen meist Wohnstättennamen, welche die Lage des Hofes genauer beschrieben.

Direkte und indirekte Berufsnamen: "Um Menschen zu unterscheiden, weist man oft auch auf ihre Stellung und Aufgabe in der Gesellschaft hin. Auf diese Weise entstanden viele Bei- und Familiennamen. Die Familiennamen dieser Gruppe nennt man der Kürze halber direkte Berufsnamen, schließt dabei aber auch Namen ein, die nicht nur die Haupterwerbs-, sondern auch Nebentätigkeiten, Ämter oder sonstige Aufgaben in der Gesellschaft betreffen, z.B. Scheidenmann, ... (aus Kunze).

Im Mittelalter waren Maler und Glaser verwandte Berufe (Zunftgenossen), insofern sie auch bunte Glasfenster malten. Einige Berufsnamen sind nicht unmittelbar als solche erkennbar, denn sie waren Übernamen für die eigentlich ausgeübten Berufe. Beispiele hierfür sind Nabholz für einen Wagner, Stoiber oder Stauber für einen Müller, Hartnagel für einen (Nagel-)Schmied.

Es gibt viele Familiennamen, die auf falsche Fährten locken: Was war etwa ein Mohrenstecher? Ein Kreuzfahrer? Und die Bierschneider und Nonnenmacher?

Alle diese Namen gehen auf den Beruf des Kastrators zurück. Was heute der Tierarzt macht, besorgte im Mittelalter ein Handwerker. Und dass uns dieses Handwerk in so vielen Namen überliefert ist, liegt daran, dass die mittelhochdeutsche Sprache für das kastrierte Schwein viele Wörter kennt: "nunne" heißt der kastrierte Eber. Davon abgeleitet sind die Nunner, Nunnemann und Nunnenmacher. Den letzteren formte der Volkswitz um in Nonnenmacher. Es gibt auch die Namen Nonner und Nonne(n)mann.

Ein anderes Wort ist "môre" und davon abgeleitet der Mohrenstecher. Wieder ein anderes Wort ist "gelze, galze". Daraus entstanden die Berufsbezeichnungen und Namen Göl(t)zer und Göl(t)zner. Die Namen Gelzenleichter und Gölzenleuchter mit etlichen Varianten haben das Wort "lîhten" (mittelhochdeutsch kastrieren) mit aufgenommen und zum Leuchter umgeformt, weil es nicht mehr verstanden wurde.

"barc" hieß das männliche verschnittene Schwein. Daraus entstanden die Ber-, Beer-, Bern- und Bärschneider und die Bierschneider, aber auch die Ber-, Beren-, Behren- und Bärenstecher. Auch die einfachen Leichter, Leuchter und Stecher (niederdeutsch Stäcker), gehören zu dieser Familie. Diese Namensvielfalt erklärt sich auch aus der Tatsache, dass im Mittelalter das Schwein das mit Abstand wichtigste Wirtschaftshaustier war.

 

 

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